Interessenpolitik am Arbeitsmarkt neu ausgerichtet
BVTB will Übergänge im Arbeitsmarkt nachhaltiger und mehrwertorientiert gestalten
Gerade in der aktuell dynamischen Entwicklung des Arbeitsmarktes nimmt der Bundesverband der Träger im Beschäftigtentransfer (BVTB) konsequent an öffentlichen Debatten teil. Denn der Verband sieht seine Aufgabe seit 2007 darin, die vielfältigen Instrumente des Beschäftigtentransfers weiterzuentwickeln, ihren Einsatz zu fördern und in der Öffentlichkeit als kompetenter Ansprechpartner aufzutreten.
Zwar sind auf diesem Wege schon viele Forderungen des BVTB in Gesetze und andere Regelungen übernommen worden. „Doch die neuen Herausforderungen der aktuellen wirtschaftlichen Transformation waren für uns als Verband Anlass genug, in diesem Jahr die eigene Interessenpolitik nochmal neu auszurichten“, berichtete jetzt der BVTB-Vorsitzende Frank Müller über ein neues Positionspapier. Darin setzt sich der Verband mit dem Beschäftigtentransfer auseinander, formuliert aber auch Qualitätskriterien für Arbeit der Verbandsmitglieder.
Transformation im Arbeitsmarkt gestalten
Unternehmen müssen heute immer schneller auf die Herausforderungen der Globalisierung, den technologischen Fortschritt und den Fachkräfteengpass reagieren. „Der Beschäftigtentransfer bietet an dieser Stelle erprobte Instrumente zur Bewältigung von Herausforderungen bei Umstrukturierungen, Unternehmensschließungen, Fusionen und Übernahmen, Betriebsverkleinerungen, Outsourcing und Produktionsverlagerung“, betonte Vorstandsmitglied Dr. Gert Beelmann. Zentraler Erfolgsfaktor für das Bestehen im Wettbewerb sei die Verfügbarkeit gut qualifizierter und motivierter Arbeitskräfte. „Der Erhalt und Ausbau des Qualifikationsniveaus und die Sicherung von Beschäftigung liegen schließlich im Interesse der Gesamtwirtschaft und aller Beteiligten, zumal die demographische Entwicklung den Problemdruck verstärkt“, sagte er.
BVTB sieht Gestaltungsaufgaben
„Mehr denn je kommt es darauf an, nicht nur die sozialen Folgen von Transformationsprozessen abzufedern, sondern Unternehmen und Arbeitnehmende vorausschauend dabei zu unterstützen, sich auf die Möglichkeiten und Chancen konzentrieren zu können, die sich aus diesen Veränderungen ergeben“, erklärte Vorstandmitglied Angelika Preiß. In der Konsequenz dieser dynamischen Entwicklungen sieht der BVTB wichtige Gestaltungsaufgaben – etwa, die Anforderungen der Unternehmen nach Flexibilität mit sozialer Absicherung für die Arbeitnehmenden zu verbinden, oder geeignete Rahmenbedingungen zu schaffen, in denen sich das vorhandene Arbeitskräftepotential mit Hilfe erfahrener, kompetenter Arbeitsmarktakteure auf neue, sich permanent verändernde berufliche Herausforderungen vorbereiten und anpassen kann.
Beschäftigungstransfer als Motor des Wandels
Inmitten der veränderten Rahmenbedingungen wandelt sich auch das Instrument des Beschäftigtentransfers. „Wir sehen es an der Schnittstelle zwischen Wirtschafts-, Weiterbildungs-, Beschäftigungs- und Arbeitsmarktpolitik“, erklärte Vorstandsmitglied Margrit Herrmann: „Um diese Funktion wirkungsvoll und nachhaltig zu nutzen, gilt für unseren Verband, die Kernkompetenzen der bisherigen Transferarbeit zu erhalten und auszubauen.“ Beschäftigtentransfer generiere einen Mehrwert, wenn er unter passenden Rahmenbedingungen professionell umgesetzt wird. Dieser Mehrwert wird nach Darstellung von Margrit Herrmann vor allem im Vergleich zu herkömmlichen Förderinstrumentarien der Arbeitsverwaltung auf Gebieten wie offensivem Gestalten der Transformation, erfolgreichem Arbeitsplatzwechsel, sozialer Abfederung, Entlastung von Fachkräfteengpässen und beruflicher Aufwärtsmobilität deutlich.
Mehrwert für Allgemeinheit und Beitragszahler
Der BVTB ist insgesamt davon überzeugt, dass dem Beschäftigtentransfer in einer Arbeitspolitik, die sich gleichermaßen wirtschaftlicher Prosperität wie sozialem Ausgleich verpflichtet sieht, auch in Zukunft Vorrang eingeräumt werden muss. Vor allem, weil die Sozialpartner nach wie vor beträchtliche finanzielle Ressourcen in die konkrete Umsetzung dieses Instrumentes einbringen und zusätzlich zu möglichen Abfindungen und Nachteilsausgleichen an der beruflichen Wiedereingliederung der Arbeitnehmenden in den Arbeitsmarkt mitwirken müssen.
„Dadurch wird ein Mehrwert für die Allgemeinheit und die Beitragszahler generiert, immerhin fließen während der Zeit in der Transfergesellschaft die Beiträge zu den Sozialversicherungskassen weiter“, so der Vorsitzende Frank Müller. „Mit seiner potenzialorientierten Ausrichtung, qualitativ hohen Standards der Beratung und transparenten Förderbedingungen, erwirkt der Beschäftigtentransfer im Vergleich zu anderen Instrumenten bei gleichem Aufwand bessere Ergebnisse“, zeigte er sich überzeugt: „Wir verstehen Beschäftigungsberatung als eine Form der Biografie begleitenden Beratung zur Unterstützung des lebenslangen Lernens.“
Leitlinien einer verlässlichen Verbandspolitik
Das arbeitspolitische Verständnis des BVTB geht aber weit über den eng gefassten „Transferfall“ hinaus. Leitlinie einer breiten und nachhaltigeren Gestaltung von Übergangs- und Transformationsprozessen soll es künftig sein, weiterhin qualitativ hochwertige Beratungs- und Qualifizierungsarbeit anzubieten und die Übergänge im Arbeitsmarkt nachhaltiger und „mehrwertorientiert“ für alle Beteiligten zu gestalten.
Fazit des Papiers zur Interessenpolitik: Um ein solches System langfristiger Sicherung von Erwerbsverläufen im Sinne eines „Managements von Übergängen“ zu implementieren, bedarf es Elementen, wie der einer Beschäftigungsberatung mit vielfältigen und ressourcenfördernden Ansätzen sowie eines dezidierten Qualitätsverständnisses der Beratung.