Individuelle Qualifizierung wichtig
Margrit Herrmann, Vorstandsmitglied des Bundesverbandes der Träger im Beschäftigtentransfer (BVTB), räumt jetzt in einem Artikel der ver.di-Branchenzeitung „DRUCK+PAPIER“ mit einem Ideal auf, das es so nicht geben kann: „Ein Drucker aus Bielefeld kann nicht den fehlenden Schweißer in Bayern ersetzen“, stellt sie fest.
Berichtet wird zum Beispiel über die Schließung des Verpackungsspezialisten „MM Graphia“ in Bielefeld, bei der 212 Beschäftigte ihre Arbeit verloren. Personaltransfer West-Geschäftsführerin Margrit Herrmann erhielt hier den Auftrag, eine Transfergesellschaft zu gründen. Einige interessante Beispiele für individuelle Qualifizierungen in der Zeit des Beschäftigtentransfers kommen in dem Bericht vor.
Beschrieben wird auch der Berufsweg eines Zeitungsdruckers aus einem anderen Unternehmen, Mitte 50, der es auf dem Arbeitsmarkt schwer haben dürfte. „Wer dann noch zehn Jahre bis zur Rente vor sich hat, braucht Unterstützung“, kommentiert Margrit Herrmann. Das Gerede vom Fachkräftemangel nerve sie. Es schwinge immer mit, dass jemand nur wollen müsse, um sofort einen Job zu kriegen.
Rahmenbedingungen für Qualifizierung nicht optimal
Im Fall des Zeitungsdruckers hat sich die Zeit in der Transfergesellschaft auf jeden Fall gelohnt. Er hat sie laut DRUCK+PAPIER genutzt, um sich neu zu orientieren und eine passende Qualifizierung zu durchlaufen. In der Druckindustrie wollte er nicht bleiben, heißt es. Stattdessen habe er sich zum Pflegefachmann ausbilden lassen, sei kurz vor der Zwischenprüfung. Für ihn hat sich offenbar alles zum Guten gewendet: „Ich habe sehr gute Zukunftsaussichten, bin finanziell recht unabhängig und der Beruf macht super viel Spaß“, wird der Mann zitiert.
Eine Kritik an Transfergesellschaften lautet, die Menschen würden dort nur geparkt statt qualifiziert. Solche Einwände hält Professor Gernot Mühge für falsch. Im Interview mit DRUCK+PAPIER sagte der Sozialwissenschaftler: „Um die 27-jährige Informatikerin werden sich die Unternehmen reißen.“ Anders sehe es bei einem Drucker um die 60 Jahre mit langer Betriebszugehörigkeit aus. „Gerade für ihn wäre die Transfergesellschaft ein Segen“, so der Experte.
Mühge spricht aber auch Schwächen der Transfergesellschaft an: „Die Rahmenbedingungen für Qualifizierungen sind nicht optimal. Das gilt für die Zulassung von Maßnahmen, für deren Finanzierung, aber auch in Bezug auf die Laufzeit der Transfergesellschaft“, sagt er. „Das müssen wir dringend ändern“, bestätigt BVTB-Vorstandmitglied Margrit Herrmann: „Wir sind hierzu als Verband in regelmäßigen Gesprächen mit der Politik.“